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Raum | AK68 Mitgliederausstellung 2012

Stefan Scherer | Kunst und Texte | Raum –  AK68 Mitgliederausstellung 2012 | 10.12.2012 – Galerie im Ganserhaus

 

Wie immer war die Fülle der über 100 Einreichung eine Herausforderung für das kleine Ganserhaus und so gab es auch bei der diesjährigen Mitgliederausstellung mehr zu hängen und zu stellen als bei unserer „Großen Wasserburger Kunstausstellung“ – und da haben wir das Rathaus noch dazu – und auch, weil wir es mit 100 verschiedenen Positionen zu tun haben, die sich am Ende alle nicht nur vertragen, sondern in produktiver oder kontrapunktischer Nachbarschaft sogar gegenseitig aufwerten sollten.

 

Dazu braucht es aber Raum und Qualität und beides haben wir: „Den Raum als Thema und die Qualität als Mitgliedsbeitrag.“

 

Aber erst einmal zum „Raum“, dem Thema unserer Mitgliederausstellung 2012 und ein Vorschlag der Münchener Malerin Angelika Sieger, die mit ihren Arbeiten unsere ganze Schau im Ganserhaus eröffnet.

 

Ihre großformatigen Bilder im Eingangsbereich und dieses hier im Schaufensterraum beeindruckende, extra für die Mitgliederausstellung gemalte Querformat geben einen Einblick oder eine Ahnung von Angelika Siegers Raumvorstellung. Ein abstrakter, sich vor allem durch Farbe und Format definierender Raum, der „Farbraum“ wie Angelika selbst es nennt. Die teilweise pastos aufgetragene Farbe auf der unbehandelten Leinwand ihrer Bilder, dieses Nebeneinander von Groß und Klein, Viel und Nichts, Farbe neben Nichtfarbe in einem durch die schiere Größe des Formats körperlich erfahrbaren Raum ist Angelikas sichtbare Position in der Malerei, und der Raum ihrer Kunst.

 

Ganz anders – und hiermit versuche ich mal meinem Rundgang durch die Ausstellung – verarbeitet das Thema die Wasserburger Fotografin Heidi Schmidinger mit ihren zwei Fotografien von Tänzern im Bühnenraum.

 

Ein bisschen weiter die Arbeit unserer vielbeschäftigte Wasserburger Restauratorin Doris Wolf-Reich in Rot und Gold und gleich daneben Edith Meyer-Mannhardt mit einem floralem Objekt.

 

Im nächsten Raum dann zeigt Peter Dubina einen gebirgigen Faltenwurf und unmittelbar daneben steht das kleine, feine Spiegelglas-Objekt „ Das grosse Wagnis“ von Hannelore Sahm.

 

Helmut Ranftl präsentiert ein kleines Gemälde mit dem Titel „Raumzitat“, gefolgt von Lieselotte Sandforts ironisch-visionäre Malerei „Das Bauhauserbe“ allerding schon aus dem Jahre 1983; Diana Pinker, schon etwas frischer, zeigt das bearbeitete Foto: 9 Räume für Vitamin C“, daneben zeigt Maximilian Iks sein filigranes Maskenobjekt „Sehnsucht“ und darüber hängt das dunkle, ungetitelte Gemälde einer Schale von Marina Schönemann; Gabriele Bierdimpfl zeigt gleich daneben einen mythischen Raum und dann gehts in die Landschaft, in den „Freiraum“ so der Titel des Fotos von Anke Pereira.

 

Harald Sedlmaier ist wie gewohnt mit einer zweiteiligen Fotoarbeit vertreten, diesmal über einsame Klappliegen auf einsamen Terrassen, Anja Schonau mit dem Foto eines eingepackten Mädchens, Thomas Rock mit seinem schönen und irgendwie unheimlichen „Zeitraum“-Leuchtobjekt und Tamara Crimman mit der Fotografie „Begegnung im leeren Raum“.

 

In unserm Galerieraum folgt dann gleich rechst das kleine pastellfarbene Gemälde „Schweben“ von Elisabeth Kohl und daneben ein materialhaftes “o.T.“ (ohne Titel) von Luise Limberger in typischem Limberger-Rot.

Komplementär dazu folgt eine grüne Enkaustik-Malerei von Gerlinde Burkhard-Biessle und ganz zerbrechlich-zart und transparent das Objekt „ go-between fliers“ von Roma Babuniak und direkt am Fenster steht Renate Trobischs Plexiglasbox mit sieben Bildern.

 

Wesentlich wuchtiger stellt sich einem Uli Hutters Objekt „room to move“ entgegen, bemalte Europaletten, übereinandergestellt und verspiegelt und daneben das Bild “Hinter Gardinen“ von Renate Methner und gardinenzart gemalt.

Eckardt Kober schließlich zeigt sein orange-graues Materialbild „November“

 

Die Treppe hoch zum 1. Stock geht man Fritz Armbrusters „T-Raum“ entgegen und gleich rechts davon flirrt blau-kupfern das Gemälde von Heidrun Eskens mit der für ihre Malerei so typischen supersensiblen Oberfläche.

 

Im selben Raum zeigt Paul Mooney seinen aquarelligen Mittelpunkt der Welt und Jutta Sigmund ihr Zwei-Säulen-Objekt „ Wechselspiel Raum-Kunst.

 

Dahinter und streng formal Wolfgang Dietrichs Gemälde „Prisma“ und gegenüber das Bild „Farbtraum“ von Brigitte Huchler.

 

Dann Hans Herbert Hartwiegs konkrete Arbeit „Palais jamais“ und -last not least- hängt in der Galerie ein surreales Objekt von Peter Gierse “nacido verde“

 

Der nächste Raum zeigt vor allem expressiv-farbige Malerei. Das beginnt mit Ursula Kammerls Malerei „ Rot nimmt sich den Raum“, gefolgt von zwei kleinformatigen Arbeiten in zurückhaltenden Grau- und Rottönen von Rainer Devens, daneben eine sehr materialhaft, chaotische-expressive Arbeit von Stephanie Friederich und an der Stirnseite des Raumes kühl-versöhnlich das Gemälde von Birgit Jung „No. 1212“.

 

Rechts davon etablierte sich quasi die Abteilung „leuchtende Bilder“. Das ist zum ersten Julianne Halffs „Farbraum 1“ und zum zweitens Corinna Brandl „Feuerraum“ und beide entsprechen mit leuchtenden Rots in Allem ihren Titeln.

 

Etwas zarter in der kleinen Nische am Ende des Raumes die Arbeit „Flächen-Farben-Raum“ von Monique Nägele, – ein wenig blauer Reiter – und daneben Sabine Levingers „Treibgut“ in dunklem Braunrot

 

Und schließlich steht mitten im Raum noch Ernst Lechners kleines Objekt „Traumhaus“ und rechts vorm Durchgang zu unserer graphischen Sammlung hängt das Triptychon „Denkraum“ von Siglinde Berndt.

 

Unsere „Gänsefüßchen – Graphische Sammlung“ im Durchgang zum großen Raum im 1. Stock ist der elegantere Ausdruck für die Petersburger Hängung, die wir uns hier erlaubt haben. Und Sie funktioniert nur deswegen, weil alle 19 hier versammelten, Zeichnungen und Graphiken für sich selbst stehen, quasi autark und qualitativ stabil sind. Am Ende bekamen wir hier nämlich ein wunderbares Gesamtkunstwerk geschenkt, so wie diese ganze Ausstellung überhaupt als eines betrachtet werden sollte.

 

Aber schauen sie selbst.

 

Es beginnt mit Helga Goldhorns Kollage-Malerei „Wo ist „Elsa“ und rechts davon etwas typisches von Kiki Kleist von Brökel, ein Kopf und mit dem Titel „Raum I“.

 

Die linke Wand beginnt mit einem ganz wunderbar expressionistischem Selbstporträt von Getruda Göpfertova im Atelier, gefolgt von einer räumlichen Kohlzeichnung von Elisabeth Mössbauer „Treppenhaus im Gasteig“, ebenfalls in Kohle eine schöne abstrakt Zeichnung von Anne-Marie Kohwagner-Leucht und daneben die originelle Schriften-Graphik „unten ist oben“ von Regula Markwart.

 

Die Reihe darunter eröffnet die gelernte Kirchenmalerin Stephanie Oliveira-Tente mit einer Art Planzeichnung und nennt es „zu Haus“ und rechts davon der von mir sehr geschätzte Dzeko Hodzic in Bild und Text und der menschlichen Schöpfungsgeschichte und der Mutter als Raum und daneben, als Platzhalter ein kleines Hundebild von mir. Den farbigen Abschluss dieser Reihe bildet der: „Liebest-Raum“ von Omi Schneider.

 

Darüber, ein wenig zwischen die Reihen gebaut, zeigt Christine Rieck-Sonntag eine Serie von fünf bemalten, -oder besser- bezeichneten Kästchen.

 

Rechts gegenüber hängt die sehr schöne Zeichnung „Raumschiff“ und darunter die schnelle Tusche. „Auszeit“ von Jutta Mayr.

 

Neben den beiden hängt groß und ausführlich und dementsprechend beeindruckend die Arbeit „ Zeitkörper“ von Gabriele Stolz.

 

Und weiter gehts mit der Ebersberger Künstlerin und Graphikerin Jutta Elschleger und ihrer Mischtechnik“ Rabenschwarz“, darunter die Farbstiftzeichnung „Breitenstein und Geigelstein“ von Rita Bugar, rechts daneben die kleine Malerei „Landschaft in Dynamik „ von Sabine Scholz –Günther, die größere abstrakt-farbige Impression „Klang Raum„ der Malerin Doris Winzens und zum Schluss eine kleine, feine sechsteilige Arbeit: „Auf engem Raum“ von Gertrud Kaiser.

 

In meinem gesprochen Rundgang betreten wir jetzt unseren Malsaal, ein bisschen übertrieben vielleicht für das Räumchen, aber bei der Hängung fanden wir das doch ein schönes Synonym.

 

Das geht los mit einem farbstarken, ungetitelten Werk von Brigitte Bosshammer und daneben ebenfalls ungetitelt, eine graue Landschaft von Heidi Eichner.

 

Monika Reinhart zeigt eines ihre typischen farbigen, – und wie ich finde – zunehmend dynamischer werdenden Arbeiten und daneben das nicht minder farbstarke und expressive Gemälde von Getraud Viktor.

 

Gegenüber hängt eine sehr stabile Malerei von Uwe Treyz, gefolgt von Hanne Kiefers graphischem Dyptychon „Weg I und II“ und rechts daneben die Malerei „Extra Seats“ des Malers und Garser Kunsterziehers Martin Kern.

 

Im hinteren kleinen Raum geht es ein bisschen spielerischer zu.

 

Als erstes Petra Jahns Bild mit Mops mit dem Titel:“ Zwischenraum“, dann Vera Moritz Kleinformat

„ Mein erster Raum“, daneben Adolfo Buslers grüne Mischtechnik “Raumfahrer „, an der Stirnseite, etwas großformatiger und malerisch das Gemälde „Poco e piu vivo“, links davon geht es weiter mit Andrea Mittermaiers „Selbsterkennung“ und Marta Melniczuks farbig-patosem „under the magic tree“

 

Weiter links das Gemälde“ Im Raum“ von Kitty Winde-Stein aus Evenhausen, glaube ich und auf der Säule im Raum steht das in Aluminium gegossene, arabische Schriftzeichen für Freiheit von Hassan Echcharif.

Katrin Meindl ist wieder vertreten mit ihren witzigen kleinen Kartonagen und Marion Kozel mit dem Gemälde „Achrostikon von Marion“.

 

Dem gegenüber hängt das von Objekt Roland Hanisch „EMPI“ und rechts davon, dass Gemälde „Definition“ des jungen Künstlers Simon Rassam.

 

Wir sind jetzt fast am Ende des Rundgangs, nur noch die Treppe runter vorbei an den Gemälden von Alfred Oberbauer und Angela Reinthaler – aber bitte stehenbleiben und gucken.

 

Rechst, bevor es ins Souterrain hinabgeht, hängt eine schwarzweiß-schabloneske Arbeit von Amarin Scherer und direkt davor die sehr fein und ausführlich gearbeitet Skulptur von Raphael Dengler, die Sie, wenn möglich von allen Seiten betrachten sollten und auf dem Weg hinunter leuchtet farbig die spannende Installation „ Räume, oder ich wüsste gern, wo Mutter ist“ von Gabriele Granzer herab.

 

Unten im unserem Untergeschoss beginnt der Raum mit zwei Gemälden; auf der linken Seite, Rosemarie von Funke mit „Blue Exit“ und Marianne Igel mit ihrer ebenso schönen Arbeit „ In Verbindung mit dem Hintergrund“

 

Geradeaus geht es vorbei an Severin Zebhausers ziemlich schwerem Objekt „Flussstück“ und an der Wand links die Gemälde Josef Brökers und Angela Sans,“ Kosmos III“ und „Stratos“ .

 

Und dann unübersehbar „der letzte Raum“, so der Titel der Arbeit von Ute Lechner und Hans Thurner, ein schwarzer Sarg, so schlicht wie pointiert.

 

Darüber hängen die witzigen Porträts von Gabi Dräger und rechts davon, eine weiße Stehle von Andreas Fischer: „die Raumkompresse“

 

Daneben malte Karl Holzner das Bild “Schafft Raum für die verrückte Welt“ und rechts davon ein transparent-papiernes Hemdchen von Silvia Hatzl, daneben Franz Mandl mit „Blut und Wasser“ und zwei sehr farbigen Bildern, informell und ohne Titel von Sophie Meindl und Georg Kranner.

Und ganz zum Schluss, rot-schwarz lackiert das Modell eines Bühnenraums oder Theaters des Bildhauers und Bühnenbildners Manfred Feith-Umberth.

 

Am Ende dieses Rundgangs und dieser Rede kann ich nur sagen, wer je eine Definition von Raum benötigen sollte in seiner ganzen Bandbreite, dem ganzen Spektrum und allen Dimensionen, für den ist dies Ausstellung ein „Muss“ und darüber hinaus ein großes Vergnügen.

 

Und mit herzlichem Dank an alle Künstler und Helfer die dieses Erlebnis möglich gemacht haben, eröffne ich jetzt sehr gerne unsere Mitgliederausstellung 2012.

 

 

Stefan Scherer | 10.12.2012

 

 

 

 

 

 

 

 

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